Schleswig Holsteins Jugend ist musikalisch begabt und bereit, sich bei Frühlingswetter, wenn es andere ins Schwimmbad treibt, in Gesang oder im Spielen diverser Instrumente zu üben, um auf der Bühne Herausragendes zu leisten. Das bewiesen die musikalischen Darbietungen von Preisträgern des 45. schleswig-holsteinischen Landeswettbewerbes „Jugend musiziert“ im Reinbeker Schloss.
Ein zahlreiches Publikum füllte den von der Abendsonne durchfluteten Festsaal des Schlosses, der einen passenden Rahmen für die musikalischen Höhenflüge der Nachwuchskünstler bot. Einleitend hielt Helmut Busch eine Rede, der Vorsitzende der Freunde des Reinbeker Schlosses, die seit 1998 diese Veranstaltung organisieren. Er erinnerte noch einmal daran, dass diese Konzertreihe vor zwanzig Jahren auch anlässlich der 750-jährigen Stadtgründung von Reinbek ins Leben gerufen wurde. Der Bürgermeister Detlef Palm bezeichnete Reinbek in seiner Begrüßungsansprache als „Musikstadt“, ist es doch auch Spielstätte für das Schleswig-Holstein Musikfestival sowie Heimatort zahlreicher Chöre, Orchester und Musikschulen.
Das Programm eröffnete der 13-jährige Friedrich David Rothe aus Dithmarschen mit einer Fuge in C-Dur sowie dem Präludium C-Moll von Johann Sebastian Bach. Dem Schüler der angesehenen Meldorfer Gelehrtenschule fiel der schwere Part zu, als erster aufzutreten, was er souverän meisterte. Nach ihm folgte ein heiteres Saxophon-Duo mit dem 11-jährigen Stephan Brak und Philipp Köppe vom Thomas Mann Gymnasium in
Lübeck. In den Genuss der warmen, tiefen Töne des Saxophons kam das Publikum später noch einmal mit Quartetten von Collin Cowles und Caryl Florio, gespielt von Stephan Brak, Kathrin Muguyev, Eugenia Klemusch und Daniel Stein. Der Abiturient Nils Basters vom Sachsenwaldschule Gymnasium Reinbek beeindruckte mit anspruchsvollen Klavierstücken von Arnold Schönberg und bewies damit große intellektuelle Reife, welcher er durch den Hinweis, er lese gern Loriot, ein nettes Augenzwinkern hinzufügte. Zu den instrumentalen Darbietungen kamen auch Gesangstücke hinzu: Marie Sophie Richter von der Kieler Gelehrtenschule füllte den Festsaal mit ihrer Alt-Stimme. Dabei ging dem Publikum vor allem bei ihrer Interpretation des „Liebesschwures“ von Johannes Brahms sichtlich das Herz auf. Ein Stück von dem moderneren Komponisten Jürgen Baur sang sie hingegen mit Schalk, am Klavier begleitet von ihrem Vater, Manfred Richter. Dieser spielte ebenfalls zu Leevke Hambachs Sopran-Gesang. Die 17-Jährige interpretierte das romantische Stück „Chanson d’Amour“ von Fauré und den frechen Song „I hate Music“ von Leonard Bernstein. Alle fünfzehn Preisträger sind gut gerüstet für die Teilnahme am Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ vom 9.–17. Mai 2008 in Saarbrücken.
Nur ein paar Schüler sind für diese Qualifikation in diesem Jahr noch zu jung, so
etwa einige der Mädchen aus dem Blockflöten-Quartett, das gestern Desprez Josquins „Scaramella“ vorspielte sowie ein Quartett der Mäuse von Hans Posegga, welches sich als Titelmusik der Sendung mit der Maus entpuppte. Das Abschlussstück, ein Celloquartett von Jacques Offenbach, gespielt von Nuala McKenna, Da-Sol Choi, Mi Jang und Christine Roider, wurde mit tosendem Applaus belohnt. Der Erlös des Konzertes kommt in voller Höhe der Förderung musikalisch begabter junger Menschen zugute.
Erschienen in der Glinder Zeitung 2008