Die Jury entschied einstimmig: Der Komponistenpreis des Schleswig-Holstein Musik Festivals 2007 ging an den jungen Nachwuchskünstler Dai Fujikura. Der 30-jährige Japaner aus Osaka kam bereits mit 15 Jahren nach London, wo er zunächst am berühmten Trinity College of Music bei Daryl Runswick studierte, später am King’s College bei George Benjamin.
Nach einer Begrüßung durch Rolf Beck, den Intendanten des Festivals, leitete das Streichquartett Nr. 7 von Paul Hindemith den Festakt ein. Es folgten Werke von Dai Fujikura, „time unlocked“ und „Another Place“, interpretiert von dem internationalen ensemble Intégrales und dem Nathan Quartett. Der Chef der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein, Heinz Maurus, überreichte die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung an den jungen Komponisten, der sich mit wenigen, aber herzlichen Worten bedankte. In seiner Laudatio deckte Herve Boutry, Geschäftsführer des Ensemble intercontemporain, amüsante Details über die Arbeitsweise des Preisträgers auf: So habe Fujikura eine sehr lebhafte Fantasie beim Ersinnen von neuen Werken. Für sein Stück „Stream State“ habe er zunächst zwei Harfen, genauer, zwei blonde Harfenspielerinnen visualisiert, die ihn mit ihrer Musik „fesseln“. Der analytisch-abstrakte Typus des Musikkenners sei ihm fremd, er verkörpere das Gegenstück zum romantischen Archetyps des leidenden Künstlers, für ihn sei auch Humor im Umgang mit moderner Musik wichtig, Die gestern dargebotenen Musikstücke ließen erkennen, wie unbefangen und dennoch souverän Fujikura seine Musik für diverse Instrumente – darunter Klavier, Oboe, Violine – schreibt, ohne auf Klischees zurückzugreifen. Tempo und Rhythmus variieren, was viel Spannung erzeugt und an aktuelle Filmmusik erinnert.
Fujikura bezeichnet sich als großen Kinoliebhaber, besonders Science Fiction-Klassiker wie Matrix oder Star Wars faszinieren ihn. Obwohl der begabte ehemalige Schützling des berühmten zeitgenössischen Komponisten Péter Eötvös schon zuvor zahlreiche Musikpreise erhalten hat – das BBC Symphony Orchestra, das Tokyo Philharmonic Orchestra sowie das Ensemble Modern interpretieren Werke von Fujikura – , trat er gestern bescheiden auf und äußerte seine Bewunderung für das schöne Reinbeker Schloss. Fujikuras Humor in der Musik fand allerdings wenig Resonanz – das Publikum des Festaktes lauschte mit ernster Kennermiene und klatschte maßvoll. So lautete auch der abschließende Kommentar einer Dame aus den Zuschauerreihen, dies „sei wohl keine Musik für die Seele“.
Erschienen in der Glinder Zeitung im August 2007.