Alejandro Zambra: Ferngespräch

Buchcover Suhrkamp Verlag

Nach der Roman-Miniatur Bonsai greift der chilenische Autor Zambra hier seinen lakonischen, leicht verschrobenen narrativen Stil wieder auf. Die Handlung bleibt stets unvorhersehbar, er fokussiert sprunghaft überraschende Details aus dem (Innen)-Leben der Protagonisten und schert sich nicht um Genres.  

Ferngespräch ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die auch wie einzelne Kapitel eines Romans gelesen werden können, mit einer Stimme erzählt, aus dem Leben in Chile Ende der Siebzigerjahre bis in die Neunziger. Dabei spielen sich zwischen den Zeilen kleine Tragödien ab: Da kämpft ein Raucher verzweifelt, aber ohne Überzeugung, um Nichtraucher zu werden, da borgt sich ein zielloser Mann für eine Weile das Leben eines Freundes, da beschreibt ein Junge seinen erdrückenden Schulalltag. Zambra gehört zu jener Generation chilenischer Schriftsteller, deren Eltern entweder Komplizen oder Opfer des Militärregimes unter Pinochet waren. Seine Helden sind sensible, kluge, aber gescheiterte Existenzen, die in einer vom wirtschaftlichen und sozialen Erfolg besessenen Mittelschicht zu überleben versuchen. So sind die Kurzgeschichten auch eine Vergangenheitsbewältigung aus der Zeit vom Übergang der Diktatur zur Demokratie – wo Werte und Wahrheiten ins Wanken geraten.
(nt)

Fazit: Originelle Einblicke in das chilenische Alltagsleben der Siebziger bis Neunzigerjahre – fein beobachtet, überaus originell erzählt.

Alejandro Zambra: Ferngespräch
Übersetzt von Susanne Lange
Verlag: Suhrkamp
Umfang: 237 Seiten