Interview mit dem Steinbildhauer Norbert Jäger

Norbert Jäger Foto: Anja Lubitz 2006.

Der Steinbildhauer Norbert Jäger stammt aus Unterfranken, lebt und arbeitet aber seit Jahren in Hamburg Bergedorf und Umgebung. Mit seinen Skulpturen schafft er zeitgenössische Kunst im öffentlichen Lebensraum und gibt unter anderem Bildhauerkurse in seinem Atelier im Neuen Weg. Seine Schwerpunkte sind Skulpturen, Monumente sowie Kunst am Bau.

Ein Gespräch mit dem Bildhauer:
Sie haben in Frankfurt studiert und als Bildhauer viele Länder bereist. Was hat sie nach
Hamburg verschlagen?
Meine Schwester ist schon seit Jahren in Hamburg tätig, ich habe sie immer wieder besucht und dadurch die Gegend lieben gelernt. Ich fühle mich hier im Norden heimischer als südlich der Elbe oder in Hessen.
Liegt das an der Mentalität der Menschen oder eher an der Landschaft?
Ich mag sehr die Landschaft, den flachen Norden und hier in Bergdorf die Nähe zur Natur. Was die Mentalität der Menschen betrifft: Man spricht zwar vom „kühlen Norden“, aber ich finde, wenn man hier erst mal jemanden für sich gewonnen hat, hat man ihn vielleicht etwas mehr gewonnen als in Süddeutschland oder in Nordrhein-Westfalen, wo meine Frau herkommt. Dort wird allerdings mit Kunst lockerer umgegangen. Hier ist die Einstellung zu moderner Kunst steifer als ich es gewohnt bin. Es gibt natürlich auch die moderne Kunstszene, aber das breite Publikum ist eher konservativ. Meine Erfahrung ist, im Vergleich zum Beispiel zu Frankfurt, wo Kunst selbstverständlich in der Tagespresse besprochen wird, ist das hier eher mager. Für viele Bergedorfer sind Künstler was Exotisches, Verrücktes, dabei gehört Kunst doch zum Leben dazu!
Trotzdem fühlen Sie sich hier anscheinend wohl… .
Man lernt hier, mit Qualität umzugehen und darauf den Schwerpunkt zu legen. Und wenn wir, wie zum Beispiel bei der Eröffnung des Kunst-Picknicks, drei- bis vierhundert Gäste haben, ist uns das Bestätigung genug und lieber als ein Massen-Event. Oder die Resonanz auf unsere wunderschöne SkulpturenLandschaft hinter dem Bergedorfer Rathaus. Am Anfang haben die Bergedorfer befremdet reagiert und angesichts einer modernen Plastik aus rostigem Stahl gefragt, was der Schrott soll. Mittlerweile reagieren die Menschen sehr positiv.
Was mögen Sie besonders in Bergedorf?
Bergedorf hat alles, was ich mir wünsche. Es ist wie eine übersichtliche Kleinstadt. Mir
gefällt besonders der Baustil der alten Häuser. Die Einkaufsmöglichkeiten sind in Ordnung, alles ist zu Fuß erreichbar. Der Alte Südbahnhof ist ein interessanter Ort für Kunstausstellungen.

Norbert Jäger Informationen zu Workshops und Ausstellungen unter:
http://www.nj-art.de
SkulpturenLandschaft: Rathaus Bergedorf, Schulenbrooksweg 18, hinter dem Rathaus (Wentorfer Straße 38) – bis zur Sternwarte. Ca. 1,5 km Fußweg, entlang des Schulenbrooksbek.
https://skulpturenlandschaft.eu/

Künstlerhaus Alter Südbahnhof: Neuer Weg 39b, 21029 Hamburg. Im denkmalgeschützten Südbahnhof haben diverse Künstler ihre Ateliers bezogen.

Interview erschienen in Szene Hamburg A-Z.