Atemlos und sehr persönlich erzählt Elena Poniatowska aus dem Leben der Malerin und Schriftstellerin Leonora Carrington (1917–2011).
Der Autorin gelingt es, diese exzentrisch wirkende Künstlerin so einfühlsam zu beschreiben, dass der Leser ihren Lebensweg nachvollziehen kann. Sie wächst als hochsensibles, fantasiebegabtes Kind in einem der reichsten Herrenhäuser Englands auf. Neben der Übermacht des Vaters, dem Textilfabrikanten Harold Carrington, vermittelt ihr die Mutter schon früh die Lust am Malen. In den Dreißigerjahren wird sie zur anerkannten Malerin im exklusiven Kreis der Surrealisten von Paris, später zieht sie mit Max Ernst in ein Haus in Südfrankreich. Als Künstlerin ging sie stets ihren eigenen Weg, nie beugte sie sich dem Diktat von Autoritäten. Besonders eindrucksvoll zeigt dies die Episode, in der Max Ernst als Deutscher in Frankreich interniert wird, Carrington auf der Flucht nach Spanien zusammenbricht und in eine Nervenheilanstalt zwangseingewiesen wird. Sie glaubt an sich selbst und flüchtet nach Mexiko. Poniatowska, selbst Mexikanerin europäischer Abstammung, bringt auf den Punkt, warum eine Malerin wie Leonora gerade in Mexiko ihre schöpferische, beinah mystische Kraft voll entfalten konnte. Hier wurde sie verstanden, so wie sie war.
(Nicole Trötzer)
Verlag: Insel
Umfang: 495 Seiten
Übersetzt von Maria Hoffmann-Dartevelle
Fazit: Empathisches Portrait der Malerin Leonora Carrington vor dem Hintergrund der surrealistischen Kunstszene.
Buchkritik erschienen im BÜCHER Magazin.