Die Spionin

Buchcover © Diogenes Verlag

Die sagenhafte Tänzerin Mata Hari muss eine willensstarke Persönlichkeit gewesen sein: Ohne Tanzausbildung erarbeitete sie sich in den Kulturmetropolen Europas eine Karriere als Bühnentänzerin, garnierte ihr märchenhaftes Image mit allerlei Erfundenem, pflegte intime Kontakte zu Politikern und Diplomaten im Ersten Weltkrieg, was ihr schließlich zum Verhängnis wurde und ihr einen frühen Tod bescherte.

Paulo Coelho beschreibt das Leben der berühmten Spionin, frei angelehnt an wahre Begebenheiten. Gleich zu Beginn steht die inzwischen 41-Jährige wegen Spionage zum Tode Verurteilte vor dem Erschießungskommando im Frauengefängnis Saint-Lazare in Paris. Während ihrer Gefangenschaft hatte sie einen Brief an ihre einzige Tochter verfasst. Coelhos Roman entwirft eine Fiktion dieses Briefes, lässt darin ihr Leben Revue passieren und legt Mata Hari, die mit bürgerlichem Namen Margaretha Zelle hieß, dabei einige seiner berühmten Lebensweisheiten in den Mund. Er zeichnet das Bild einer Frau, die um jeden Preis frei sein will, die aufgrund mehrfach erlittener Vergewaltigungen früh schon den Glauben an die Liebe verloren hat und Zuflucht im exotischen Tanz sucht, auf der Jagd nach Ruhm und Geld. Das ist nicht unbedingt sympathisch, aber es wird deutlich, dass diese Frau in vielerlei Hinsicht ihrer Zeit voraus war, weil sie ungebunden und selbstbestimmt leben wollte, künstlerisch Neues wagte und freizügig ihren Körper zelebrierte. Im letzten Teil des Romans decken Briefe ihres Anwaltes die genaueren Umstände der Verurteilung auf: Man konnte ihr nichts wirklich nachweisen, alle Anschuldigungen basierten auf Vermutungen und gefälschten Dokumenten.
(nt)

Paulo Coelho: Die Spionin
Verlag: Diogenes
Umfang: 192 Seiten

Fazit: Die fiktionalen Lebenserinnerungen der legendären Mata Hari in Briefform, spirituell angehaucht und mit privaten Fotos der berühmten Spionin dokumentiert.

Rezension erschienen im Bücher Magazin.