
Buchcover © Aufbau Verlag
Hammoudi ist ein junger Syrer, gebildet und wohlhabend. In Paris hat er gerade seine Facharztausbildung abgeschlossen, als sein Pass abläuft. Er fliegt nach Syrien, um ihn verlängern zu lassen. Doch die Papiere werden ihm verweigert.
In den Wirren der Aufstände von 2011 gegen das Assad-Regime geriet er unter Verdacht, ein Oppositioneller zu sein. Er wird schikaniert, bekommt keine Arbeitserlaubnis und versinkt in Untätigkeit und Verzweiflung. Parallel dazu verfolgt die Erzählerin das Schicksal von Amal, einer jungen Schauspielerin aus vermögenden damaszener Verhältnissen. Sie hat es satt, in einem Polizeistaat zu leben und beteiligt sich an Demonstrationen für die Demokratie. Hautnah und sehr einfühlsam verfolgt die junge deutschsprachige Autorin aus Aserbaidschan das Geschehen. Sie vermittelt das Gefühl der Ohnmacht in einem Bürgerkrieg, in dem sich immer mehr Interessengruppen zu radikalen Fronten verhärten. Beide Protagonisten begleitet sie auf der Flucht nach Deutschland, wo sie völlig mittellos ankommen. Sie liefert die mögliche Vorgeschichte zu den anonymen Gesichtern in deutschen Erstaufnahmeeinrichtungen. Das Gefühl der Entfremdung im eigenen Land sowie des Fremdseins in der Ferne beschreibt sie authentisch, ohne zu werten oder politisch zu analysieren.
Olga Grjasnowa: Gott ist nicht schüchtern
Verlag: Aufbau Verlag
Umfang: 309 Seiten
Fazit: Ergreifende Schilderung zweier Schicksale in Syrien, seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges 2011 bis heute, aus der Sicht junger Protagonisten mit westlichen Vorstellungen von Freiheit und Demokratie.